Mittwoch, 10. Mai 2017
Toscana Fraktion
Montalcino - was fällt Ihnen da ein?
Natürlich Brunello, Otto Schily, Peter Glotz oder Joseph Fischer! Genau.



Aber darum geht es hier nur sehr am Rande.
Um die genannten Personen gar nicht, um Brunello nur ein wenig.

Sie haben es erraten. Hier geht es mal wieder um das Radfahren, genauer um die Eroica.

Am 7. Mai war es mal wieder soweit, daß ich mich einer Gruppe Wahnsinniger anschloß, um auf den strade bianche der Provinz Siena Mensch und Material einer Bewährungsprobe auszusetzen.

Die Organisatoren hatten für die diesjährige Frühjahrsedition Montalcino als Start-und Zielort ausgewählt und teilweise neue Streckenführungen eingebaut.

Auf der Fahrt in den Süden begleitete mich diesmal der A., den ich seit Frühjahr 1964 kenne und mit dem ich schon viel Unsinn angestellt hatte.
Wie nicht anders zu erwarten, ist er auch für die Eroica der richtige Begleiter.

Am Samstag Mittag brachen wir dann auf, um den Rest des Teams in Montalcino zu treffen und unser Tour Package mit Startnummer und Roadbook abzuholen.

10 Kilometer vor Montalcino schlug meine gespannte Vorfreude aber in ein jähes Klagelied und Jammern um.

Im Gegensatz zu Buonconvento im Orcia Tal, dem Startort der letzten Jahre, liegt Montalcino hoch über dem Tal der Orcia.
Das hieß also, daß auch die Zielankunft oben auf dem Berg läge. Wie sollte ich denn je zum Ende der Runde noch solch einen Anstieg schaffen?
Je näher wir Montalcino kamen, desto schlimmer wurde mein Geheul und ich versuchte schon Ausflüchte für eine Absage des ganzen Unternehmens zu finden.

Aber noch hätte ich ja 18 Stunden bis zum Start Zeit.

Die Formalien war schnell erledigt, als sich schon der gute Mark793 meldete, mein Begleiter und Motivator vom letzten Jahr in Buonconvento.

Nachdem auch die anderen von einer Erprobungstour zurück waren, ging es nach Staggia Senese in die Unterkunft.
Die Teambesprechung fand dann wie üblich am Abend bei Pizza und Pasta im Pozzo dei Desideri statt.

Don Alphonso würde mit dem A. und dem W. eine Distanz bestreiten, mark793, T. und ich eine andere und der
Monnemer die Königsetappe von 170km. Der Start hierzu war schon um halb sieben, so daß um neun wir anderen unseren Startstempel abholten und losrollten.

Aber nicht wie gedacht bergab ging es, sondern hinter der Burg von Montalcino schraubte sich der Berg nochmals höher. Zum Jammern blieb nun keine Zeit.
Nach wenigen Metern hatten wir uns eingerollt und das kleinste Ritzel war gefunden.
Der Blick über die hügelige Bilderbuch Toscana schnell für die ersten Anstrengungen.



Schon bald bog die Strecke ab auf die ersten Schotterpisten und wir wurden mächtig durchgeschüttelt. So ging es bei herrlichem Wetter bergauf und bergab. Manches Stück mußte ich schieben und bergab auf den strade bianche bremste ich, was das Zeug hielt.



Als mir an einem Anstieg mal wieder die Kraft auszugehen drohte, wies mich der famose mark793 darauf hin, daß ich noch ein kleines Kettenblatt zur Verfügung hatte. Da ging's dann auf einmal leichter.

So hatten wir dann auch schon bald Tavernelle erreicht, wo die erste Verpflegungsstation bereit stand.



Wie jedes Jahr wurden aufgetischt, was Keller Küche der Toskana zu bieten haben: peccorino und Salami, prosciutto und crostata. Ribollita und Honigbrote. Und natürlich wunderbaren Rotwein, den ein älterer Herr als gesunde Früchte anpries.

An der Station verlies uns nun mark793, der direkt nach Montalcino zurückfuhr.
T. und ich aber fuhren weiter auf der vorgesehenen Strecke.
Auch bei meiner vierten Teilnahme schien mir auch bei der Eroica Montalcino der Abschnitt zwischen erstem und zweiten Ristoro der härteste zu sein.

Die Anstiege waren länger, die Abfahrten auf Schotter steiler, das Etappenziel weiter, die Schiebe Einlagen länger, meine Verzweiflung größer.



Dennoch blieb genügend Zeit, die wunderbare Landschaft zu bewundern. Bald schon sahen wir das Kloster Sant Antimo vor uns liegen und nach einem Mörderanstieg hatten wir das zweite Ristoro hoch oben in Castelnuovo dell Abate erreicht.
Wir genehmigten uns hier eine etwas längere Pause und ich einen zweiten Becher des köstlichen Montalcino Weines, bevor es auf die Schlussetappe ging.
Zehn Kilometer bis ins Ziel lagen vor uns. Da meine Kräfte merklich schwanden, ließ ich den fitteren (und jüngeren) T. ziehen.
Anders als am Vortag befürchtet, war der Schlußanstieg nach Montalcino aber gar nicht mehr steil und so konnte ich früher als erwartet ins Ziel einrollen und meine Medaille in Empfang nehmen.


Wenig später trafen dann auch schon Don Alphonso mit dem A. und dem W. im Ziel ein.
Leider hatten sie im Gegensatz zu mir und T. mehrere Pannen gehabt, was ihrer guten Laune aber keinen Abbruch tat.
Den tapferen Monnemer konnten wir dann später auch noch im Ziel zu seiner hervorragenden Leistung gratulieren.
So war die Eroica Montalcino für unsere Toscana-Rennrad-Fraktion ein voller Erfolg.
Ob ich nächstes Jahr wieder antreten? Vedremo !

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Kompliment nochmal
an dieser Stelle, dass Sie sich durchgebissen haben!

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